Wir sind Anstifter!
 

55 Minuten und 56 Sekunden

Ich setze meine Kopfhörer auf, starte die Audiodatei, die mir Alex geschickt hat. Und höre in der nächsten Stunde zwei Typen, die sichtlich Spaß haben an dem was sie tun. Jetzt und überhaupt. Es wird viel gelacht in diesem Interview. Erzählt. Rekapituliert. Und ich lerne die Geschäftsführer der Akademie kennen. Frank Rehbein und Alexander Schwarz. Hunderte Kilometer von ihnen entfernt. Als stiller Zuhörer. Und schreibe einen Text über die beiden Herren, die ich noch nie im Leben live gesehen habe – weil wir uns bisher nur über Telefon, Sprachnachrichten und Emails kennen.

Ich, die Autorin dieses Texts und, wie Alex mich liebevoll nennt, „Social-Media-Tante“ der Akademie, hatte den beiden eine Seite voller Fragen geschickt – mit der bitte, sie mir NICHT schriftlich zu schicken. Sondern sich online zu verabreden und gemeinsam in einem aufgezeichneten Gespräch die Fragen durchzugehen. Weil ich sie, und das war nicht so einfach, überredet habe, doch endlich mal auch über sich zu sprechen.

Der Plan war, dass ich daraus Ausschnitte niederschreibe, als transkribiertes Interview oder zusammengefasst in einem kurzen Text. Aber schon nach kurzem Reinhören war mir klar – ich schreibe stattdessen über die 55 Minuten und 56 Sekunden, in denen ich Alex und Frank Rehbein näher kennengelernt habe. Aus der Ferne. Ohne Bild. Mit Kopfhörern. 55 Minuten und 56 Sekunden mit zweien, die ganz im Jetzt sind. Und lieben was sie tun. Das wird mir schnell klar.

Die beiden wissen nichts von meinem Plan, bis die diesen fertigen Text lesen. Wahrscheinlich wäre ihnen der Gedanke unangenehm. Aber da müssen sie jetzt durch. Genauso wie durch die Seite voller Fragen, durch die ich sie geschickt habe. Und zwar ohne groß nachzudenken. Das könnten sie, wenn ich sie um schriftliche Antworten gebeten hätte. Genau das wollte ich verhindern.

 

„Das entspricht überhaupt nicht dem Perfektionisten in mir. Find’ ich gut!“

Das höre ich von Frank Rehbein, und Alex ergänzt: „Von Haus aus sprechen wir sehr ungern über uns selbst. Das ist eine Überwindung. Jedes mal aufs Neue.“ Das kann ich verstehen. Und das macht sie sehr sympathisch. Aber ich finde es wird Zeit, dass sie mehr über sich erzählen. Und wir mehr über das Team, die Anstifter, die Akademie. Was sie tun, wer sie sind, was sie bewegt.

Und was ich in der kurzen Zeit, in der ich mit den Anstiftern zusammenarbeite, schon festgestellt habe: Ein Team, das sind sie. Eins, das gut zusammenpasst, das gern zusammenarbeitet, sich gegenseitig bereichert und ergänzt. Kaum hat mich Alex in einer Mail ans Team vorgestellt, habe ich schon Antworten im Postfach, in denen mich Anstifter herzlich Willkommen heißen. Schön ist das. Und empathisch. Und das, sagen Alex und Frank, sei sowieso das Wichtigste an diesem Job. Man könne alles andere lernen. Aber keine Ausbildung der Welt bringe einem Empathie bei. Recht haben sie.

Alex und Frank Rehbein lernten sich tatsächlich bei einem Training kennen. Frank auf der Trainer-, Alex auf der Mitarbeiterseite. Und da haben beide gemerkt, dass dieser Job auch etwas für Alex wäre. „Geiler Typ, das wäre ein guter Trainer“, dachte sich Frank. Und für Alex war es ein magischer Moment, der ihn dazu brachte, einen neuen Weg einzuschlagen. Die beiden hatten nicht nur bemerkt, dass da eine gleiche Leidenschaft im Wirken bestand – sondern auch eine enge Verbindung im Miteinander: Es passte einfach. Sie blieben in Kontakt, arbeiteten dann gemeinsam für einen Auftraggeber und gründeten 2012 schließlich die Akademie – um das umzusetzen, was ihnen wichtig war, ihrer eigenen Vorstellung von Training nachzugehen: Ohne Konzepte von der Stange, mit dem Fokus darauf, individuell auf Kunden einzugehen und das Unternehmen und seine Mitarbeiter mit ihren Zielen und Bedürfnissen in den Mittelpunkt zu stellen.

„Ein Gleichklang“ ist ihre Beziehung zueinander heute, sagen sie. Ein Verständnis für einander und der Luxus, nicht viel reden zu müssen und sich trotzdem zu verstehen. Das merkt man auch in diesem Interview. Durchgehend scherzen Frank und Alex miteinander, ergänzen sich bei Antworten, geben sich dabei noch positives Feedback und man merkt: Das passt tatsächlich einfach. Die beiden haben sich gefunden. Und daraus auch noch etwas Neues gemacht, das ihnen viel bedeutet – und mit dem sie völlig im Einklang zu sein scheinen. Das merkt man. Beim Blick auf die Zukunft verspüre er Vorfreude und Neugierde, sagt Frank Rehbein. Es sei die beste Entscheidung gewesen, die Akademie zu gründen. 55 Minuten und 56 Sekunden.

Was mir auffällt, ist diese Leichtigkeit, mit der Alex und Frank von sich und ihrer Arbeit erzählen. Wie sie miteinander umgehen. Wie sie voneinander sprechen, rekapitulieren, Witze reissen.

 

Ob sie etwas anders machen würden, wenn sie ihr Leben zurückspulen könnten, steht auf meinem Fragenzettel.

„Nein“, sagt Alex schnell und bestimmt. Er verstünde nie, warum manche Menschen wieder 23 sein wollten. Wenn er etwas verändern würde, dann wäre er doch heute nicht da, wo er jetzt ist. Und das wäre falsch. Macht Sinn.

Es klingelt. Die beiden unterbrechen das Interview, denn ein Paketlieferant steht vor Franks Tür. Alex nutzt die Zeit, um kurz eine Email zu verschicken. „Cool, das sind Moderationskarten.“ juchzt Frank, als er zurückkommt. Ich habe noch nie jemanden gehört, der sich über ein paar zugeschnittene Stücke Papier so gefreut hat. Als hätte gerade ein 10-Jähriger das lang ersehnte und eigentlich längst ausverkaufte Videospiel bekommen. Oder die Comicsammlung, von der Frank im Interview sprach, die aber leider in seiner Jugend entsorgt wurde. Schön ist das. Also nicht das Entsorgen der Comics. Sondern eben diese Leichtigkeit. Generell amüsiere ich mich sehr über das „Hihihi“, das, von beiden immer wieder ausgelöst, durch meine Kopfhörer schallt. Ich bin zwar einige hundert Kilometer entfernt und höre das Interview erst Tage nachdem Frank und Alex es, sich an unterschiedlichen Orten aufhaltend, aufgenommen haben. Und doch fühle ich mich, als säße ich zwischen den beiden in einer Kneipe und plauderte spontan über das Leben. Mal kindlich lachend, mal ganz ernst. Prost.

 

„Ach, so leicht ist das.“

Das hört Alex am Liebsten in einem Training. Um das zu erreichen, sei es wichtig, die eigene Einstellung und Methode nicht als das Nonplusultra zu sehen, meint Frank. Sondern: Die des einzelnen Teilnehmers anzuerkennen und ihn in seiner Art zu fördern. Es dürfe nicht sein, dass sich der Mensch an das Training anpassen muss – das Training muss sich an den Menschen anpassen. Man gibt den Teilnehmern die Möglichkeit, sich selbst und ihren Weg zu finden. Das kann auch mal ein ganz anderer sein. Und auch das sei dann ein schöner Moment. Sich neu zu entdecken. Nur richtig muss es sich anfühlen. Und man muss es schließlich auch wollen, auch wenn man das nicht sofort zulässt. Und bei alldem stünden sie zur Seite. Ein Begleiter ist so ein Anstifter also, verstehe ich. Kein Instrukteur, der mir sagt, auf welchen Weg ich zu gehen habe. Sondern der mir hilft, den richtigen zu finden und zu wählen.

In jedem Gespräch, jedem Coaching, Seminar und Training lerne er Neues, meint Frank. „Immer weiß ich mehr als vorher.“ Und das könne auch mal Kritik sein, ergänzt Alex. Auch solches Feedback sei ihnen wichtig. Schließlich wollten sie Menschen und Unternehmen, auch ihr eigenes, weiterbringen. „Und dann darf es auch mal kritisch sein.“

Ich höre den beiden zu, lerne sie besser kennen. Und merke dabei auch, dass die Schnellfragerunde, die ich mir für sie ausgedacht habe, keine kluge Idee war. „15 Begriffe, ihr lest sie laut vor und jeder von euch sagt spontan das, was ihm einfällt. Nicht lange überlegen!“

Da müssen sie lachen. Und ich jetzt auch. Denn ihnen fällt natürlich viel mehr dazu ein, das sie loswerden wollen. Auf ein Wort festlegen fällt ihnen schwer. Sie führen lieber aus, lachen, stimmen zu, ergänzen sich, führen ein richtiges Gespräch. Anstatt mit Worten zu werfen. Daher wurden aus ein paar Fragen auch 55 Minuten und 56 Sekunden.

Aber: Das ist mir lieber als 30 Minuten und 29 Sekunden Worte werfen.

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