Wir sind Anstifter!
 

Unsere Wertschätzung: Du bist jetzt Führungskraft!

Ich feierte meinen 19. Geburtstag mit meiner Familie in einem kleinen griechischen Restaurant. Als meine Auberginen-Moussaka mit Kritharaki kamen klingelte mein Handy – eine unbekannte Nummer. Da es mein Geburtstag war, ging ich natürlich ran, um die Glückwünsche entgegenzunehmen. Wertschätzung und Glückwünsche gab es tatsächlich – aber ganz anders als ich erwartet hatte.

Führungskraft mit 19?!

Vor wenigen Wochen hatte ich mein Abitur abgeschlossen und arbeitete nun seit knapp 2 Jahren in einem Filialunternehmen für Damenbekleidung – genauer gesagt Damenwäsche. Ich liebte diesen Job sehr, da ich hier eine ganz neue Welt entdeckt hatte. Wäsche von der Stange kennt jedermann – und ganz im Gegenteil zu unseren Nachbarn den Italienern oder Franzosen, sind wir hier in Deutschland nicht unbedingt dafür bekannt, auf hochwertige Spitze, elegante Schnitte und besondere Farben Wert zu legen. In diesem Fachgeschäft durfte ich lernen, welchen Einfluss das „passende Darunter“ auf Selbstbewusstsein, Selbstwahrnehmung und die Wirkung nach außen hat. Kaum zu glauben, dass ca. 80% der Frauen nicht die richtige Größe tragen. Aus „passt schon“ war es unsere Aufgabe, für jede Kundin „Passt perfekt!“ zu machen. Ob unsere Regionalleiterin bei ihrem Anruf an meinem Geburtstag „passt schon“ oder „passt perfekt“ im Kopf hatte, werden wir wohl nie erfahren. Fakt war jedoch, dass ich erschreckenderweise die langjährigste Mitarbeiterin war, von heute auf morgen beide Führungskräfte weggebrochen waren und sie mich nun fragte, ob ich das vorerst übernehmen würde – Happy Birthday! War das ihre Wertschätzung? Fünf Minuten später war mein Moussaka kalt und ich hatte die Verantwortung für Personaleinsatzplanung, Verkaufskennzahlen, Buchführung, Visual Merchandising, Marketing Aktionen und sollte schon in der darauffolgenden Woche zwei Bewerbungsgespräche führen – jede Aufgabe für sich eine Premiere.

Wertschätzung
Wertschätzung

Ein Rat an mein jüngeres Ich

13 Jahre Schule, aber keine Kurvendiskussion, kein Essay über „What Americas clash of cultures has to do with a pizza?“ oder die Interpretation von Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ hatte mich auch nur im Entferntesten auf diese Dinge vorbereitet. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass die kommenden Wochen geprägt von DIY learning, Überstunden, kleineren und größeren Gefühlsausbrüchen im Lager und latenter Überforderung geprägt waren. Irgendwie hat alles schon geklappt und manchmal sogar zu meiner Überraschung ziemlich gut, aber an manchen Tagen überwog das Ergebnis aus meinen Versuchen eher dem ERROR. Aus diesem Lebensabschnitt herausgezoomt würde ich dieser jungen Frau gerne den einen oder anderen Rat geben. Ganz und gar nicht in fachlicher Hinsicht, denn die intuitive Führung des Teams hatte tatsächlich ziemlich gut geklappt – ich hatte ja keine andere Wahl –  sondern vielmehr, weil sie es verdient hätte – weil jeder in dieser Situation es verdient hat.

Ehrensache ist schön, aber…

Und hier kommen wir zum ersten Rat: Wenn dir eine Rolle zuteil wird, du Verantwortung übertragen bekommst oder schlicht dein Aufgabenbereich erweitert wird, ist das natürlich eine Ehre. Es zeigt, dass dein Handeln gesehen wird und du Wertschätzung erfährst, dass man dir mehr zutraut und dass du gebraucht wirst. Dein Tun zahlt sich aus – aber bitte nicht ausschließlich im übertragenen Sinne. Mit 19 Jahren war ich natürlich vollkommen überwältigt, aufgeregt und habe es voll und ganz als Ehre gesehen, diese Verantwortung übernehmen zu dürfen – auch wenn ich keinen blassen Schimmer hatte, wie das funktionieren soll. Ehrensache ist gut und schön, sie sollte nur nicht ausgenutzt werden. Ob dem so war kann ich nicht beurteilen, aber ich habe weder daran gedacht nach einer Gehaltsangleichung zu fragen noch nach einer Anpassung meines Titels oder überhaupt nach Unterstützung für meine Einarbeitung in die neuen Prozesse. Am Ende meiner Zeit bestand ich noch nicht einmal darauf, dass diese entsprechende Leistung in meinem Arbeitszeugnis vermerkt wurde.

Den eigenen Wert festmachen

Ich glaube nach wie vor nicht an bösen Willen oder dergleichen – vielmehr zeigt meine erste Führungserfahrung, dass nur, weil du ins kalte Wasser geworfen wirst, es nicht heißt, dass du einfach nur schwimmen und irgendwie klarkommen musst, um den Erwartungen, die an dich gerichtet werden, gerecht zu werden. Es bedeutet auch, eigene Erwartungen zu äußern und anzubringen, Wertschätzung zu erwarten – weil du es wert bist, weil Führung bei dir selbst beginnt. Den eigenen Wert auf intuitiver und emotionaler Ebene festzumachen und vor allem zu erläutern wird schnell schwammig. Aus der Angst zu viel zu verlangen, fragen wir häufig gar nicht erst nach. Wir Frauen sind stark auf emotionaler Ebene – und das ist sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext enorm wertvoll. Aber weil wir eben mehr auf der Herzens- und Bauchschiene unterwegs sind, sollten wir uns bewusst darüber sein, welche Stolpersteine das mit sich bringt:

Gerade wenn du Führungskraft bist, wird das sogar von dir erwartet. Wenn die Unternehmenskultur es vorsieht, dass du für eine Beförderung, neue Aufgabenbereiche oder eine Gehaltserhöhung vorgeschlagen wirst, ist das toll! In der Regel liegt es jedoch (trotzdem) in deiner eigenen Verantwortung. Reflektiere also deine innere Haltung und ob du das Gefühl hast im Gleichgewicht zu sein zwischen Leistung und Gegenwert.

Wenn das Ergebnis deiner Reflektion ist, dass du ein Ungleichgewicht wahrnimmst, überlege, wie dieses kompensiert werden könnte. Nicht immer ist Geld hier die Antwort! Es könnten auch immaterielle Dinge sein wie z.B. Zeitausgleich, mehr Wertschätzung verbaler Natur, Titel, besondere Aufgaben, Flexibilität, ein Mentoring Programm oder eine Weiterbildung.

Liste alles auf, was dir in den Sinn kommt, warum du diesen Mehrwert verdient hast. Zu sagen „Weil ich eine gute Führungskraft bin und es weiter sein will“ reicht nicht aus. Überlege dir, warum du eine gute Führungskraft bist und welchen Mehrwert du damit für deine Mitarbeitenden und die Firma lieferst. Ziel deiner Argumentation ist es dir selbst die Klarheit und das Bewusstsein dafür zu geben, warum du XY verdient hast.

Diese Vorbereitung hilft dir in Gesprächen mit Vorgesetzten oder anderen Entscheidungsträgern enorm, denn sie verändert im besten Fall deine eigene Haltung und gibt dir Klarheit, Wertschätzung und Selbstsicherheit. Selbst wenn der Ausgang des Gesprächs ein „Nein“ oder „Das geht gerade nicht“ ist, ist das Schlimmste, was passieren kann, dass du das Bewusstsein für deinen Wert und deine Rolle in dir selbst, und für dein Umfeld geschärft hast. Allein das ist es WERT – oder?

Ich wünsche dir eine erfüllte, wertvolle Zeit. Bis zum nächsten Mal,

Deine Anstifterin, Lena

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